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Basellandschaftliche Zeitung 12. Oktober 2004
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O Göttliches im Heimatland ...
zu "Ein Lifting für die Landeshymne", bz vom 8. Oktober

Wir haben uns gerade angewöhnt, Stängel mit „à“ zu schreiben – ein aufwändiges (mit „à“) Unterfangen. Das kleine Reformwerk der deutschen Sprache ist auf guten Wegen. Die Ewiggestrigen im Springer-Verlag werden schon noch einlenken. Aber jetzt ist es Zeit für tiefer greifende Reformen.

Es ist Zeit, der Androzentrik in der deutschen Sprache zu Leibe zu rücken. Denn in so vielen völlig harmlos daherkommenden Texten des Alltags steckt eine tiefe Verachtung oder die schlampige Missachtung der Frauen. Das darf im 21. Jahrhundert nicht mehr sein! Schon längere Zeit schreiben wir brav weibliche und männliche Formen. Da die „Standpunkt“-Autorin Ulrike Pittner Lehrerin ist, wird sie das im Bereich der Schule schon freudig wahrgenommen haben: Wir schreiben überall „Schülerinnen und Schüler“, „Schulrätinnen und Schulräte“, „Lehrerinnen- und Lehrerzimmer“. Endlich!

Doch auch das sind nur kosmetische Verbesserungen. Eine Ebene tiefer, bitte!  Frau Pittner macht einen äusserst brauchbaren Vorschlag, wie wir unseren guten Schweizerpsalm – seit Jahrzehnten die geltende Nationalhymne – desanthrozentrieren können. Derzeit erfreut sich diese Hymne ja wieder grosser Beliebtheit, sogar unter jungen Menschen. (Vor kurzem kam ein Konfirmand mit einem roten T-Shirt mit Schweizer Kreuz vorne und dem Schweizerpsalm auf der Rückenpartie zum Unterricht.) Solch zentrale Texte, überall inbrünstig gesungen, müssen unbedingt einen guten Anfang machen. Gott wird zum Göttlichen, das Vaterland zum Heimatland, und die Begriffe „Nebelflor“, „Hort und Wehr“ dürfen als rhythmische Beigabe ruhig unklar bleiben. Nach diesem guten Anfang sollten sich die Damen und Herren Theologen dringendst daran machen, auch die Heilige Schrift zu liften. Es wird nicht ganz leicht sein, aber schon zu bewerkstelligen: „Das Erhabene ist meine Hüteperson. Mir wrid nichts mangeln“ (Psalm 23,1). Uns warten wirklich schöne Zeiten. Da kann ich nur von Herzen sagen: „O Göttliches“.


Markus Wagner, Oberdorf